Verkehrsnachfrage – Das A und O der Verkehrsinvestitionen

Verkehrsnachfrage B 51/B 419/B 418-N 10/A1/A64

Von Raimund Scholzen, Trier

Die B 51 ist ein im Jahr 1934 als Reichsstraße 51 (R 51) klassifizierter Straßenzug aus einzelnen Landstraßenabschnitten,  der  von  Saarbrücken  über  Trier,  Köln,  Münster  und  Osnabrück  nach Bremen  verläuft.  Diesem  Verlauf  entspricht  im  Prinzip  jetzt  die  Autobahn  A  1.
Südlich  von Trier  verläuft  die  B  51  im  Gebiet  der  Verbandsgemeinden  Konz  und  Saarburg  weitestgehend entlang der Saar und ab Konz auf dem rechten Moselufer in das Trierer Stadtgebiet. Hier wechselt sie über die Konrad-Adenauer-Brücke auf das linke Moselufer. Von Trier-Pallien aus steigt sie in Richtung Bitburg-Prüm in die Eifel auf.

Die Westumfahrung/Moselaufstieg (neue B 51) sollte diese beiden Straßenabschnitte westlich des Trierer Stadtgebiets miteinander verbinden (daher auch „Westumfahrung Trier“). In der Planfeststellungsvariante bindet er das Untere Saartal – die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg – über die geplante Moselbrücke von Wasserliesch nach Zewen an die A 64 (Trier  – Luxemburg) an. Für  weitere  Bereiche,  z.B.  für  das  Saarland,  ist  der  Moselaufstieg  nicht  von  Interesse,  weil  dieser
Nachfrage direktere Verbindungen zur Verfügung stehen.

Im Auftrag des LBM (Landesbetrieb Mobilität) Rheinland-Pfalz hat das Gutachterbüro Modus Consult Ulm GmbH (vorm.  Schaechterle-Siebrand)  zum Nachweis der  Verkehrsnachfrage westlich der Stadt Trier im Jahr 2008 eine Verkehrsuntersuchung Raum Trier – Luxemburg durchgeführt, die u.A. auf der Basis einer Verkehrsanalyse der Verkehrsnachfrage im Jahre 2007 in  Tabellenform das für den Untersuchungsraum  relevante Prognoseverkehrsaufkommen des Jahres 2025 [Kfz/24 h] (Anlage 5.6, S. 1 – Analyse 2007 bzw. S. 2 – Prognose 2025) enthält.

Nach dieser Prognose wird das Untere Saartal ca. 117.000 Kfz-Fahrten pro Tag  generieren, hiervon
ca.  57.000 (ca.  48  %) im bereichsinternen Binnenverkehr, der ausschließlich innerhalb  der Verbandsgemeinden Konz und Saarburg stattfindet,
ca. 26.000 (ca. 22 %) von und nach der Stadt Trier,
ca. 18.300 (ca. 16 %) von und nach Luxemburg,
ca.   3.200 (ca. 3 %) in und aus der Eifel Richtung Bitburg,
ca.   2.100 (ca. 2 %) in und aus der Eifel Richtung Wittlich,
ca.   2.600 (ca. 2 %) vom und zum Hochwald (VG Ruwer, Kell, Hermeskeil),
ca.   4.100 (ca. 4 %) vom und zum Saarland,
ca.   3.400 (ca. 3 %) in und aus dem restl. Rheinland-Pfalz, der restl. BRD und dem übrigen Ausland (außer Luxemburg), wovon in erster Näherung anzunehmen ist, dass sich diese Nachfrage je zur Hälfte nach Norden und nach Süden orientiert.

Aufgrund seiner Lage ist der Moselaufstieg nicht von Interesse für die Beziehungen  zwischen dem  Unteren  Saartal  einerseits  sowie  dem  Hochwald  (2.600),  dem  Saarland  (4.100)  und  den nach Süden orientierten Restverkehren (1.700), d.h. für insgesamt ca. 8.400 Kfz-Fahrten/Tag.

Der Moselaufstieg in der Planfeststellungsvariante wäre von Interesse für die Verkehrsnachfrage zwischen dem Unteren Saartal von
ca. 3.200 (ca. 3 %) in und aus der Eifel Richtung Bitburg
ca. 2.100 (ca. 2 %) in und aus der Eifel Richtung Wittlich
ca. 1.700 (ca. 1,5 %) in und aus dem restl. Rheinland-Pfalz, der restl. BRD und dem übrigen Ausland nach Norden insgesamt ca. 7.000 Kfz-Fahrten/Tag, d.h. ca. 6 % des gesamten Verkehrsaufkommens der Verbandsgemeinden Konz und Saarburg.

Der Schwerpunkt der Verkehrsnachfrage der Stadt Trier liegt auf dem rechten Moselufer; von der  „Westumfahrung/Moselaufstieg“ wäre  lediglich die zum Projekt gehörende  Moselbrücke Wasserliesch  – Trier-Zewen/Igel von Interesse für die im Gutachten nicht eigens ausgewiesene Nachfrage der Beziehung des Unteren Saartals zu den Stadtteilen auf dem linken Moselufer (Euren, Zewen, Trier-West/Pallien etc.).

An dieser Stelle ist auf die Eisenbahnbrücke Konz – Zewen hinzuweisen, die im Rahmen des Regionalbahnkonzepts Trier einen hohen Anteil des Verkehrs zwischen dem Unteren Saartal und  westlichen Stadtteilen Triers durch SPNV substituieren kann (s.  auch  unten:  ISI-Gutachten Trier – Luxemburg).

Die Nachfrage zwischen Luxemburg und der Stadt Trier beträgt lt. Gutachten ca. 26.000 Kfz-Fahrten pro Tag. Diesen stehen derzeit folgende Routen zur Verfügung:
B 51/Bitburger Straße – A 64 (D) bei Wasserbillig – A 1 (L)
B 49, Zewen – Igel – Wasserbilligerbrück – Wasserbillig – N 1, Grevenmacher
B 49, Zewen – Igel – Wasserbilligerbrück – Wasserbillig – N 10 – CR 141b – A 1 (L)
B 51, Konz – B 419, Wasserliesch – Oberbillig – Temmels – Wellen – Grevenmacher

Es ist zu bezweifeln, dass die umwegige Fahrt von der B 49 bei Zewen über den Moselaufstieg zur A 64 (D) von Interesse ist; viel eher bietet sich hier die direkte Anbindung vom Gewerbegebiet Monaise über die Variante 3 an die A 64 an, bei der zudem eine Ortsumgehung Zewen nicht erforderlich ist.

Es bleibt die starke Nachfrage zwischen dem Unteren Saartal und Luxemburg mit ca. 18.300 Kfz-Fahrten/Tag, die derzeit vorzugsweise die Route B 51, Konz – B 419, Wasserliesch – Oberbillig – Temmels – Wellen – Grevenmacher befährt (Nebenrouten Tawern – Temmels – Grevenmacher und Wincheringen – Wormeldange).

Hierfür bietet sich die Schaffung der Zwei-Brücken-Lösung B 418 – N 10 – CR 141b
von der Moselbrücke B 419 – B 49 nach Wasserbilligerbrück, dem ca. 600 m langen Tunnel zur B 418, der Sauerbrücke B 418 – N 10 bei Langsur und dem (ggfls. auszubauenden) CR 141b bis zu dessen Anbindung an die A 1 (L) an.
Diese Lösung entlastet die Ortsdurchfahrten Oberbillig, Temmels,  Wellen,  Grevenmacher,  Wasserbillig  und,  durch  den  Tunnel,  vor  allem  Wasserbilligerbrück.  Diese  Route  kommt  selbstverständlich  auch  der  Beziehung  zwischen  Luxemburg  und der Stadt Trier zugute.

Bei einer Gesamtlösung mit der Variante 3 und der Zwei-Brücken-Lösung werden die 3.200 Kfz-Fahrten zwischen dem Unteren Saartal und dem Bereich Bitburg nur den Südwesten des Trierer Stadtgebiets (Pacelliufer – Konrad-Adenauer-Brücke – Luxemburger Straße – Variante 3) durchfahren.
Die 2.100 in und aus Richtung Wittlich und die 1.700 täglichen Kfz-Fahrten der Restverkehre in Richtung Norden werden das Trierer Stadtgebiet weiter in voller Länge  durchfahren.
Allerdings sind diese insgesamt ca. 7.000 Kfz-Fahrten/Tag nur ein Bruchteil (ca. 2 %) des Verkehrs  gegenüber  dem  Binnenverkehr  mit  ca.  243.000  und  dem  Ziel-  und  Quellverkehr  der Stadt  mit  ca.  153.000  Kfz-Fahrten/Tag  (Modus  Consult  Ulm  GmbH,  Verkehrsuntersuchung Raum Trier – Luxemburg; Anlage 5.6, S. 2 – Prognose 2025).

Abschließend ist auf das vom Ministerium für Inneres, Sport und Infrastruktur (ISI) beauftragte Gutachten  hinzuweisen,  das  entsprechend  dem  Koalitionsvertrag  ausloten  will,  welche Anteile der gesamten Kfz-Verkehrsnachfrage im Komplex Trier – Luxemburg durch ein optimales Bus- und/oder Bahnverkehrsangebot in Infrastruktur und Betrieb zu substituieren sind, um ggfls. bei gleicher oder verbesserter Verkehrsqualität auf den Bau neuer Straßen gänzlich zu verzichten.

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