„Frech wie Klöckner“

Ausgangslage: Trierischer Volksfreund vom 7. September 2012
„Da kommt eine daher und macht frech weg Opposition. Opposition, wie es sie in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren nicht gab.“
Das schrieb Isabell Funk, Chefredakteurin des Trierischen Volksfreund, in der Ausgabe vom 07. September 2012, über die eher schrill wirkende Julia Klöckner zu deren peinlichem Misstrauensantrag gegen Ministerpräsident Kurt Beck.
Klöckner habe damit ein „politisches Beben“ (Wo ?) ausgelöst, so die Chefredakteurin.

Frechheit als Botschaft? – Warum Julia Klöckner toll sein soll…

Von Anja Dumjahn

Es ist einfach, sich über jemanden lustig zu machen, der in der Öffentlichkeit steht. Ein Rezept: Man nehme ein anachronistisches Klischee (wie z.B. das der Weinkönigin), eine vielleicht ungerechtfertigte Unterstellung (wie ‚Dreistigkeit statt Faktenkenntnis‘) und dann die überraschende Wendung als Resümee (wie ‚ die personifizierte Bildungslücke‘) – haben Sie eine bestimmte Person vor Augen? Wieso? Meiner Meinung nach, weil die Politikberichterstattung unserer Zeit desinteressiert ist an den Themen unserer Zeit, stattdessen respektlos über Menschen (be)richtet und wir uns daran gewöhnt haben.

Dennoch interessieren mich weder Angela Merkels Frisur noch die Gerüchte über die Ehepartnerin von Ex-Präsidenten. Vielleicht ist das altmodisch von mir, aber ich habe in den 80er Jahren in der Schule noch gelernt, dass es zur Allgemeinbildung gehört, sich täglich über die Nachrichten aus aller Welt zu informieren. Doch wo finden wir noch sachliche Information?

Eine Meinungskolumne im Trierischen Volksfreund letzter Woche trägt den Titel „Frech wie Klöckner“ (07.09.2012): Darin wurde meines Erachtens dargelegt, dass der gescheiterte Misstrauensantrag gegen Kurt Beck auf Dreistigkeit beruht. Ich bin mir sicher, dass der Artikel die CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Frau Klöckner, positiv darstellen sollte. Allerdings sind die ihr darin zugeschriebenen Attribute „frech“ und „verbale Zumutungen“ für mich Makel, keine Verdienste. Warum sollte man eine schlechte Kommunikationskultur und fehlende Methodenkompetenz auch loben?

Natürlich ist es wahr, dass man keine politischen Inhalte kommentieren kann, die nicht vorgelegt worden sind, aber ist das ein Grund, die schlechte Form der Auseinandersetzung hochzujubeln?

Übrigens: „Frech“ kann doch dem Wortsinn entsprechend nur jemand sein, der sich aus einer unterlegenen Position heraus respektlos verhält. Ist ein solches Verhalten heutzutage eine Empfehlung für das höchste Amt im Land?

 

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