Deutschland gegen Russland? Merkels gefährliches Spiel

Sind wir Deutsche ein geschichtsvergessendes Volk?
Ja, wenn die Bundeskanzlerin der Maßstab ist!

Verbale Attacken und weiter laustarke Sanktionsforderungen gegen Russland prägen ein falsches Verhalten der deutschen Bundeskanzlerin gegenüber dem russischen Präsidenten Putin. Das vom Westen provozierte Spannungsfeld der EU zu Russland und das gestörte Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine sind größtenteils das Ergebnis einer falschen Loyalität Merkels gegenüber konservativen amerikanischen Politikeinflüssen. Dieser deutsche (und EU-) Weg ist falsch und verhängnisvoll. Die Regierungsbeteiligung der SPD scheint wirkungslos; die diplomatisch verschleierte Forderung des deutschen Außenministers Steinmeier nach Kompromissen wirkt eher hilflos. Die Sanktionen treffen Russland; sie schlagen mit Sicherheit absehbar hart auf die exportabhängige Nation Deutschland zurück. Ein Blick auf die Weltkarte müsste alle Politiker zur Vernunft zurückholen.

Angesichts der Rede der „mächtigsten Frau der Welt“,  der deutschen Bundeskanzlerin,  in Sydney/Australien, muss es in einem freien und demokratischen Land als Tugend gelten, Widerspruch einzulegen. Widerspruch in der Form einer neutralen Gegendarstellung, die in unseren Breiten noch möglich ist. In der Demokratie gilt das auch und besonders, wenn offizielle regierungsamtliche Verlautbarungen den Auffassungen vieler Menschen entgegen stehen. Die vom Bundespresseamt herausgegebene Fassung der Merkelrede in Australien enthält Passagen, aus der deutsche Journalisten die Merkelabrechnung mit Putin herauszufiltern glaubten; jedenfalls die, die dem Vieraugen-Putin-Merkel-Gespräch unterstellt werden. Das Filterergebnis verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch die deutsche Medienlandschaft.

Bei der einseitigen Stimmungsmache ist auch der konservative und angeblich neutrale und unparteiische Trierische Volksfreund mit von der Partie. Mit der plakativen Überschrift auf Seite 6(!)der TV-Ausgabe vom 18.11.2014 „So rechnet Merkel mit Putin ab – Bundeskanzlerin hält aufsehenerregende Rede in Sydney: Altes Denken im Kreml tritt Recht mit Füßen“, zimmert die dpa-Mitarbeiterin Kristina Dunz einen Redeauszug zurecht, der den Eindruck vermitteln soll, dass die mächtige deutsche Kanzlerin dem ach so bösen Russen gehörig die Leviten liest, wobei die Betonung hier auf „Meinung“ liegt. Den Originaltext der Rede bietet das Bundespressamt auf http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2014/11/2014-11-17-merkel-lowy-institut.html  an.

Hier ist festzustellen, dass die einseitigen Äußerungen zur Ukraine und Russland nur einen relativ kleinen Teil der ansonsten welt- und europapolitisch betonten Rede ausmachen.

Wer sich nun diesen Text im Nachhinein zumutet, wird mit einer gewissen Genugtuung feststellen, dass die von einer DDR-Vita geprägte Rede der deutschen Kanzlerin in Australien nun sogar bei der mitregierenden SPD, insbesondere bei Außenminister Steinmeier, moderate und vorsichtigere Statements hervorruft. „Kompromisse“ lautet Steinmeiers Kredo nun in diesem Ukraine-Russland Komplex.

Mit zu neuer Einschätzung und neuen Denkansätzen hat vielleicht auch das Fernsehinterview vom Sonntagabend (16.11.2014) zwischen Kremlchef Putin und ARD-Journalist Seipel beigetragen. Die hochqualifizierten Fragen des Journalisten sowie die eindeutigen Antworten Putins zeichnen ein vollkommen anderes Bild als es die US-gesteuerten westlichen Zeitungs- und Fernsehmacher uns vormachen wollen.

Matthias Platzek (SPD) Ministerpräsident Brandenburg von 2002 – 2013 SPD-Parteivorsitzender von 2005 – 2006

Plausiblen und stichhaltigen Klartext spricht Matthias Platzek (SPD), früherer SPD-Parteivorsitzender und ehemaliger Ministerpräsident Brandenburgs, derzeit Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums. Seine angesichts des antirussischen Hypes in den deutschen Print- und Fernsehmedien schon fast als mutig einzuordnenden Standpunkte haben gestern (17.11.2014) die deutschen TV-Nachrichten beherrscht und zu ausführlicher Berichterstattung veranlasst. Mehr als ein Hoffnungsfunke, denn ein Hoffnungslicht, sind seine realistischen Vorstellungen zur Beilegung des vom Westen provozierten Ukraine-Russland Dilemmas.

Platzeks Forderungen auf ZEIT-Online: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-11/platzeck-russland-ukraine

Ist es Geschichtsvergessenheit oder durch ihre DDR-Vergangenheit begründetete Boshaftigkeit gegenüber Russland und Putin? Oder aus welchen Gründen lässt man der deutschen Kanzlerin Aussagen wie,  „Das Verhalten Russlands stellt nach den Schrecken zweier Weltkriege und dem Ende des Kalten Krieges die europäische Friedensordnung insgesamt infrage“ durchgehen. Das klingt schon fast so, als sei Russland für die beiden vergangenen Weltkriege verantwortlich, wenn Merkel heute vor einem Flächenbrand warnt, und deshalb auf Konfrontationskurs zu Putin geht. Merkels abstruse Standpunkte gegenüber Russland zur Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts müssen eigentlich jeden friedfertigen Europäer auf die Barrikaden schicken.

Jegliches Verständnis kommt zusätzlich abhanden, wenn man über die von der deutschen Bundeskanzlerin mit größtem Nachdruck geforderten weiteren Sanktionen gegen Russland nachdenkt.
Als schlimm gegenüber Russland und selbstzerstörerisch gegenüber Deutschland muss man die Forderungen ansehen, zumal sie mit weiteren Sanktionsforderungen fast nur noch mit dem leider auch fremdgesteuerten amerikanischen Präsidenten Obama auf Linie liegt.

Der Widersinn im deutsch-russischen Verhältnis hat einen Namen: Angela Merkel. Ihr Regierungspartner SPD steht ängstlich dahinter und pfeift im Walde. So was nennt man Koalitionstreue bei Aufgabe der eigenen Gesinnung.

Zur tieferen und absolut wertfreien Information zum Ukraine Russland-Komplex hatten wir auf dieser Homepage zu einem früheren Zeitpunkt einen umfassenden Aufsatz eines der erfahrensten Ostjournalisten, des Niederländers Karel van Wolferen verlinkt. Wen immer noch Zweifel an der falschen westlich-amerikanischen Ostpolitik bezüglich Russland und Ukraine plagen, kann sich hier die nötige Aufklärung besorgen.
„Die Ukraine, korrupter Journalismus und der Glaube der Atlantiker“ steht als PDF-Datei zum Lesen und Herunterladen über Albrecht Müllers Nachdenkseiten hier zur Verfügung.

 

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3 Kommentare zu Deutschland gegen Russland? Merkels gefährliches Spiel

  1. Dr. Muschik sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren!
    Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Darstellung der politischen Zusammenhänge in Bezug auf die Ukraine-Krise und Ihre Kritik an der Haltung der EU sowie der Bundeskanzlerin gegenüber Russland. Sie sprechen mir damit aus der Seele!
    Angesichts der Krise in der Ukraine mache auch ich mir große Sorgen um den Frieden in Europa. Als Historiker muss ich feststellen, dass die Berichterstattung in den Medien der Komplexität der historisch-politischen Zusammenhänge in keiner Weise gerecht wird.
    Ich bin ein großer Verfechter unserer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft. Und genau deshalb werde ich wachsam, wenn mir allzu einfache Weltdeutungen präsentiert werden. Die Sachverhalte sind meist viel zu komplex, um undifferenziert in „schwarz“ und „weiß“ kategorisiert zu werden.
    Ich bin davon überzeugt, dass man einen Konflikt nicht lösen kann (egal, ob politisch oder privat), wenn man die Gegenseite dämonisiert und sich selbst für unschuldig erklärt.
    Und ich mache mir auch Sorgen um den Zustand unserer Demokratie, wenn moderate Leute wie Mathias Platzek, die für Verständnis werben für die russische Perspektive, von Zeitungen des Axel-Springer-Verlags als „Lakaien Moskaus“ diffamiert werden.
    Das erinnert mich sehr an die Stimmung vor 100 Jahren, als pazifistische Sozialdemokraten als „vaterlandslose Gesellen“ verunglimpft wurden, bis sie schließlich dem Druck nachgaben und ebenfalls in die Kriegsrhetorik einstimmten.
    Ich denke in diesen Zeiten auch an Willy Brandt und wie mutig es von ihm war, seine großartige Ostpolitik gegen so viele Widerstände durchzusetzen.
    Viele Grüße!
    Dr. Alexander Muschik

  2. Gabriela Linden sagt:

    Egon, ich finde es ist keine Anmaßung das Thema aufzunehmen, ganz im Gegenteil. Die einseitige Berichterstattung einiger Mainstreammedien fordert von uns als Mediennutzer eine Reaktion.
    Zum Artikel selbst: Auch ich halte die Sanktionen und den damit verbundenen Konfrontationskurs für den falschen Weg. Wer hat denn einen Nutzen von dieser Vorgehensweise, oder anders gefragt, wer trägt den Schaden bzw. wen trifft es?
    Wäre es stattdessen nicht angemessener und erfolgversprechender in Gesprächen auf Augenhöhe mit den beteiligten Parteien die Ursachen des Konfliktes zu ermitteln, als ersten Schritt. Bei diesen Gesprächen könnte die OSZE – Gesellschaft für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa – eine zentrale Rolle einnehmen, was die Vermittlungsrolle einzelner Politiker oder Privatpersonen nicht ausschließt. “Sicherheit und Zusammenarbeit“ als Ansatz und Ziel zu wählen, wäre eine Option, bei der sich verbale Attacken, Sanktionen und die Annexion bestimmter Gebiete, gleich durch wen, von selbst verbieten.Henry Kissingers Vorschlag: „Die Ukraine sollte frei sein, jede Regierung zu bilden, die mit dem ausdrücklichen Willen des ukrainischen Volkes kompatibel ist“, wäre ein Grundgedanke, auf den die OSZE aufbauen könnte.

  3. Günter Strupp sagt:

    Auch ich bin der Meinung, dass durch die Konfrontation mit Russland und den getroffenen Sanktionen der falsche Weg eingeschlagen wurde. Hat man schon vergessen, dass die Wiedervereinigung ohne Russland nicht möglich gewesen wäre. Entscheidend für die Missstimmung zwischen der EU und der NATO einerseits und Russland andererseits, finde ich jedoch die Anmaßung von EU und Nato, sich flächenmäßig nach Osten hin auszubreiten, ohne Putin entsprechend mit einzubeziehen. Die Einnahme der Krim war somit auch eine Folge der Nichtberücksichtigung Putins, bei der beabsichtigten Eingliederung der Ukraine in die EU.
    Ich finde es richtig, dass sich Leute wie Herr Platzek öffentlich hinstellen …“mit einem Arsch in der Hose“… und das Fehlverhalten der Bundeskanzlerin anprangern. Dies würde ich mir auch von Leuten der Regierungsparteien wünschen, denn damit könnte man den angerichteten Flurschaden vielleicht eindämmen und die Verhandlungen mit Russland wieder auf einen vernünftigen Weg zurückführen.

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